Dienstag, 22. März 2022: Heute ist so ein Tag, an dem Segler ihr Segeltuch im Sack lassen. Kein Windhauch, die Windräder in Hilligsfeld Richtung Hameln stehen still.
Eigentlich ist das die beste Voraussetzung, das schwerste Teil, das Maschinenhaus, auf den bahnseitigen Turm des künftigen Windparks zu heben. Erst gestern wurde das oberste Teilstück des Turms montiert. Und heute? Als ich von Hameln nach Springe zurückfahre, sehe ich meine Annahme bestätigt: Das Maschinenhaus ist auf den Weg nach oben. Das muss ich festhalten.
Zurück zum Anfang: Natürlich ist dies keine klassische Golfstory, sie hat aber indirekt mit unserem Sport zu tun. Denn sozusagen vor unserer Haustür (Golfplatz) werden zwei Windenergieanlagen gebaut. Und das geht im Grunde uns alle an. Schon letzten Samstag machte die Betreiberfirma der Windenergieanlagen „Landwind“ von sich reden. Via Presse luden sie zur Baustellenführung und Information ein. Das Interesse war enorm. Auch unser Präsident Klaus, der Mens Captain Rainer und andere Golfer kamen, um zu hören und zu sehen, was es mit den beiden Bauwerken auf sich hat.
Was passiert da vor unserer Golfanlage. Werden die Windräder den Golfbetrieb stören? Wie hoch werden die Windräder, sind Windgeräusche zu hören, was ist mit dem oft befürchteten Infraschall und dem Schattenwurf? Wird uns die Hindernisbefeuerung stören? Könnten Rotmilane und andere heimische Vogelarten oder gar Fledermäuse Opfer der riesigen Rotorblätter werden?
Fragen über Fragen wurden an die Projektbeauftragten der Firma Landwind als Betreiber der beiden Windräder gerichtet. Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, Stefanie Mertz, spannte bei ihren Erläuterungen den Bogen vom Fundament bis zur Rotorspitze, die am höchsten Punkt rund 245 Meter in den Himmel ragt. Der Rotordurchmesser sei 163 Meter, die Nabenhöhe 164 Meter und das Maschinenhaus (Gondel), in dem Getriebe, Generator und Steuerungen für den Betrachter unsichtbar untergebracht sind, wiege insgesamt gut 141 Tonnen.
Schwerlastkran (bis zur Spitze rund 270 Meter) hebt das dritte Stahlrohr als letztes Teilstück des Turms.
Technikbegeisterte Besucher begleiteten die Ausführungen von Frau Mertz mit vielsagendem Kopfnicken, während andere nur staunten. Um Windgeräusche zu reduzieren, seien die Rotorblätter konstruktiv optimiert worden. Schallemissionen seien auf dem Golfplatz kaum zu erwarten, sagte sie. Und der Schattenwurf der Anlagen bei tiefstehendem Sonnenstand morgens bzw. spätnachmittags würde zu keinen Beeinträchtigungen führen, so Frau Mertz. Nicht zuletzt Maßnahmen zum Kollisionsschutz von Rotmilan, Zweifarbfledermaus und Rauhautfledermaus seien Gegenstand der Genehmigung durch den Landkreis Hameln-Pyrmont.
In luftiger Höhe bereitet ein Monteur die „Hochzeit“ des letzten Teilstücks vor.
Erst einmal in Betrieb, so die Prognose, würden die beiden Nordex-Anlagen (a‘ 5.700 Kilowatt) zusammen rund 25.000.000 Kilowattstunden im Jahr ins Netz einspeisen. Die Zielgerade ist angepeilt. Ende April/Anfang Mai sollen die beiden Anlagen die Stromproduktion aufnehmen. Das erste Bauwerk sieht seiner Vollendung entgegen. Heute Nachmittag noch soll die Montage der Rotornabe in schwindelnder Höhe stattfinden. Was dann noch fehlt, sind die drei Rotorblätter. Diese stecken noch auf der Autobahn Hamburg-Hannover fest. Aber es sind überdies noch umfangreiche Kabelarbeiten nötig, bevor die Anlage Strom produzieren kann. F.S.
Im Turm. Die Betonteile sind weder mit Laschen verbunden noch miteinander verzahnt. Der Trick (genial): 24 rund 50 Millimeter starke Stahltrossen halten die Betonteile zusammen. Sie sind eng an der Turmwandung angeordnet. Die Trossen sind mit einer Spannkonstruktion mit den Fundamentankern verbunden und werden auf Spannung gebracht. Diese Konstruktion garantiert ein Höchstmaß an elastischer Stabilität der Türme auch bei höchsten dynamischen Windbelastungen.
Das Fundament mit rund 1.720 Tonnen Stahl und Beton sorgt für den sicheren Stand.